2015 - Breslau

Mit nachfolgendem Text wurde die Fahrt angekündigt:

 

Studien- und Begegnungsreise nach Breslau vom 20. bis 25. August 2015

Unser Verein hat in der Vergangenheit immer wieder einmal Besuchsreisen nach Breslau/Wrocław unternommen. Dieses Mal wird das Vorhaben in Kooperation mit dem Chor „Canto Allegre“ aus Cuxhaven verwirklicht werden, der im Gottesdienst in der St. Christophori-Kirche, der deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinde für Breslau und Niederschlesien, singen wird. Das Programm wird mit Begegnungen und Besichtigungen in Breslau selbst und im niederschlesischen Umland gestaltet werden. So wollen wir das Gespräch mit dem gerade neu ins Amt berufenen Bischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses, Waldemar Pytel, nicht nur über die seelsorgerische Arbeit, sondern auch über einen allgemeinen Beitrag der Kirche zur Wertevermittlung in einer sich zunehmend säkularisierenden polnischen Gesellschaft führen. Auch im näheren Umland Breslaus befinden sich viele Orte mit Bezügen zu deutscher Geschichte, die sowohl in die fernere Vergangenheit zurückweisen als auch von Ereignissen jüngerer Zeit geprägt sind. Auf einer Tagestour soll eine Reihe von ihnen aufgesucht werden (etwa das Europäische Versöhnungszentrum Kreisau, die KZ-Gedenkstätte Groß Rosen, die Friedenskirche in Schweidnitz/Świdnica).

An- und Abreise erfolgen eigenverantwortlich. Auf Wunsch sind wir bei der Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten behilflich.

Das mit dem heute gängigen Komfort ausgestattete Gästehaus der Diözese Breslau wird unsere Herberge sein.


Reisebericht einer Teilnehmerin

Studien- und Begegnungsreise nach Breslau vom 20.-25. August 2015

von Regina Grosser

Mit dieser Reise waren sicher viele Erwartungen verbunden. Die alte schlesische Metropole Breslau erinnern, die heutige polnische Großstadt Wroclaw aktuell erleben, den Kontakt zur polnischen lutherischen Kirche vertiefen und, natürlich: Musik, Musik, Musik …

Denn die Reise wurde unter starker Beteiligung des Cuxhavener Chores „Canto Alle­gre“ durchgeführt. In zentrumsnahen Unterkünften, in den hinter der Hofkirche gelegenen kirchlichen Gästeräumen oder einem angrenzenden Hotel waren alle Teilnehmer untergebracht. Die Anreise erfolgte individuell.

Am 21.8. wurden die Teilnehmer durch Altbischof Ryszard Bogusz herzlich begrüßt. Dr. Janusz Witt führte mit seinem sehr interessanten Vortrag in die Lage der Kirche ein. Anschließend begaben wir uns zu dem Empfang im deutschen Konsulat. Dort wurde uns eine ausführliche Darstellung der politischen und wirtschaftlichen Lage und der Deutschen Minderheit zuteil. Nachmittags Chorprobe und gemeinsame Besichtigung der mit Hilfe der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit umfangreich sanierten, ganz im calvinistischen Weiß mit wenigen goldenen Akzenten gehaltenen barocken Hofkirche von 1750.

Am 22.8. unternahmen die Teilnehmer einen Stadtrundgang durch die Altstadt unter sachkundiger Führung von Dr. Janusz Witt. Sie wurde nach der Mittagspause ergänzt durch die Führung durch das nahegelegene „Stadtviertel der gegenseitigen Toleranz“, das dem friedensstiftenden Zusammenwirken der Religionen gewidmet ist.

Am Sonntag, den 23.8., feierten die Teilnehmer den Gottesdienst mit Pastor Andrzej Fober in der St. Christophori-Kirche. Hier findet jeden Sonntag um 10.00 Uhr der evangelische Gottesdienst in deutscher Sprache statt. Diese kleine Kirche wurde 1267 als Friedhofskapelle erbaut und erhielt im 15. Jahrhundert ihre gotische Gestalt. Seit Ende des 16. Jahrhunderts fanden dort evangelische Gottesdienste in polnischer Sprache statt. Nach Ende des 2. Weltkrieges blieb die gesellschaftliche Minderheitenfunktion gewahrt.

Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Wir nutzten dies zum Besuch der Jahrhunderthalle (Hala Ludowa) und bei sonnigem Hochsommerwetter zu einer Bootsfahrt auf einem der Nebenarme der Oder. Ein gemeinsames Abendessen im Breslauer Rathauskeller schloss diesen ereignisreichen Tag.

Am 24.8. brach die Reisegruppe zur Tagesrundfahrt ins schlesische Umland auf. Ziele waren das als Ort des deutschen Widerstands („Kreisauer Kreis“) bekannte Gut Kreisau, heute eine Jugendbegegnungsstätte, die sog. Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer, der Eingang zum KZ Groß Rosen, die letzte Ruhestätte des „ollen Blücher“ in Blüchersruh. Alle Stationen haben nachhaltige Eindrücke vermittelt und vor allem die beiden Kirchen haben unsere mitreisenden Chormitglieder zu einem Liedvortrag animiert. Ein geistliches Lied in den alten Holzkirchen erklingen zu hören gehört sicher zu den nachhaltigen Erinnerungen der Teilnehmer. In der Kirche in Jauer hatte uns Bischof Waldemar Pytel erwartet, der bis zu seiner Bischofswahl Gemeindepfarrer dieser Kirchengemeinde war. Wir sind ihm dankbar, dass er sich die Zeit genommen hat, uns von seinen Erfahrungen zu berichten.

Am 25.8., dem Abreisetag, konnte im dann noch verbliebenen kleineren Kreis ein Gespräch der Vertreter des EGB mit dem Bürgermeister der Stadt Breslau, Jan Wais, geführt werden, in dem u.a. die Vorbereitungen der Stadt vorgestellt wurden, die 2016 zusammen mit der spanischen Stadt San Sebastian Kulturhauptstadt Europas sein wird.